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Freitag, 3. Juni 2016

Letzte Male und Veränderung

So wie es für alles immer ein erstes Mal gibt, hat auch alles irgendwann sein letztes Mal. Das ist mir in letzter Zeit schmerzlichst bewusst geworden. Da war beispielsweise meine letzte Schulwoche, die auch gleichzeitig die frustrierendste war. Acht Jahre lang, meine gesamte Schulzeit am Gymnasium hatte ich mich darauf gefreut, die berühmt berüchtigte Mottowoche. Die letzte Stunden Unterricht meines Lebens, verkleidet zur Schule kommen und alle sehen dir auf den ersten Blick an, dass du bald fertig bist mit einer zwölfjährigen Schulzeit.

Kostüm-Impressionen ~ Tag 4: Länderklischees
Das letzte halbe Jahr stand ich dem mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits war da immer noch die unbändige Freude und der Überdruss an Schule. Jeder Tag kam mir länger vor als der Vorangegangene und meine Motivation hatte sich schon lange vor Halbjahresende verabschiedet. Aber auf der anderen Seite stand eine wahnsinnig große Angst, vor dem was kommen würde. Denn hinter jedem letzten Mal steht eine Veränderung, die dir auflauert und dich versucht aus der Bahn zu werfen, weil sie deinen bisherigen, so gut angepassten, Lebensmustern den Platz streitig macht. Und gleichzeitig mit einem weinenden Auge stellte ich fest, dass ich Menschen, die ich zu schätzen gelernt hatte, ohne sie zu meinem Freundeskreis zählen zu können und auch den ein oder anderen Jungen, für den ich viel zu lange geschwärmt hatte, nicht wieder sehen würde.
Und als dann diese so lang ersehnte, mit gemischten Gefühlen erwartete Woche anbrach, die so voller Erwartungen steckte, kam die herbe Enttäuschung. Unsere Mottowoche wurde noch am ersten Tag wieder abgesagt.
Kostüm-Impressionen ~ Tag 3: Kindheitshelden
Weil der ein oder andere beim Alkoholkonsum erwischt wurde, weil wir mit unserer Lautstärke eine Klausur gestört hatten, weil eine unbefugte Person das Schulgelände betreten hatte und sich nicht wieder verweisen ließ. Wir hatten keine körperlich Verletzten und die Geschehnisse lassen sich auch nicht mit den Ausschreitungen wie sie in Köln geschehen sind vergleichen, Fakt ist, dass unsere Schulleitung darauf mit einer Kollektivstrafe reagierte und uns die Mottowoche strich.

Kostüm-Impressionen ~ Chaostag: Abi-Vegas *
Für mich macht es keinen Sinn, nach dem oder den Schuldigen zu suchen, denn was passiert ist, ist passiert. Vielleicht war das alles von vornherein ein abgekapertes Spiel, vielleicht wollte man uns den Abschied erleichtern, was zählt ist, dass wir nach drei Tagen absoluter Gehorsamkeit, den Chaostag bewilligt bekamen. Und da ich mich am Mittwoch mit Freundinnen getroffen hatte, um ein paar Bilder in den anderen Kostümen zu machen, waren diese auch nicht ganz umsonst mit viel Liebe und Mühe zusammengestellt worden.


Nur wenige Tage später bin ich 18 geworden. Der Tag, der eine Menge weiterer letzte Male mit sich brachte.

Aber auch wenn die Stimmung jetzt sehr melancholisch und auf Abschied eingestellt ist, bin ich hier noch nicht am Ende, ganz im Gegenteil: hier beginnt erst der spannende Teil.
Herausgelöst aus der sicheren Einöde, tagein, tagaus zur Schule zu gehen stürze ich mich jetzt in ein viel größeres Abenteuer, von dessen Ausmaß ich noch keine Vorstellung habe.


* hier noch ein bisschen Bastelaktion zu meinem Kostüm:

Weil ich mich mit dem Motto "Abi-Vegas" von vornherein nicht wirklich identifizieren konnte, hab ich mich für ein Kostüm entschieden, das mir gefällt auch wenn es das eigentliche Thema nicht gerade auf den ersten Blick wiederspiegelt. Auf den zweiten Blick jedoch, lässt sich für Vegas auch wirklich jedes Kostüm irgendwie rechtfertigen.

Aus einem alten Buch habe ich die "Declaration of Independence" gebastelt, indem ich die Buchseiten verklebt,

mit Wandfarbe einen passenden Farbton abgemischt,


und das ganze Buch darin angepinselt habe. 


Im Anschluss habe ich in beide oberen Ecken ein Loch gebohrt, eine kleine Tasche mit Druckknopf genäht,


und diese mit einem alten Schnürsenkel am Buch festgebunden. Damit hatte dieses Accessoire auch noch eine wirklich nützliche Funktion.

Mit der gleichen Wandfarbe habe ich einen Streifen und 7 Dreiecke aus Pappe angemalt, um die Krone der Freiheitsstatue zu basteln.


Die Zacken habe ich mit einem Tacker fixiert


und den entstandenen Kranz mit Kabelbindern an einen Haarreif gebunden.


Dadurch war die Krone angenehm zu tragen, ohne dass ich mir Sorgen machen musste, sie zu verlieren.